Heute und früher: Der Blick hinter den Backstein von Gebäude 3

Drohnen-Show statt Feuerwerk – mit dieser Geschäftsidee hat die FlyingStars GmbH im Jahr 2023 Gebäude 3 des Triple Z bezogen, das exklusiv an junge, innovative Startups vermietet wird. Im ehemaligen Stellwerk der Zeche designt das Team um Florian Becker, Manuel Contreras Hernandez, Ronja Donsbach und Erwin Wilms Formationsflüge und organisiert Drohnen-Shows in ganz Europa.

Das Stellwerk-Gebäude ist ein 80 m² großes Türmchen über drei Etagen, das neben Büroräumen auch Lagerfläche, ein Bad und eine Küche bietet. Herzstück ist der 28 m² große Raum im Dachgeschoss mit Panoramafenstern, den sich die FlyingStars gemütlich mit einer Couch für Team-Treffen eingerichtet haben.

Wo früher Schienen für die Zechenbahn verlegt waren, führt heute ein Radweg entlang des Gebäudes.

Das Team der FlyingStars im Stellwerk (v.l.): Patrick Becker, Florian Becker, Erwin Wilms, Ronja Donsbach und Manuel Contreras Hernandez. Foto: Marc Dahlhoff / Triple Z AG.

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Weichen auf Kunst gestellt (2004-2014)

Logo des Vereins, der 2014 aufgelöst wurde.

Zehn Jahre lang beherbergte das Stellwerk keine innovativen Startups wie die FlyingStars, sondern Künstlerinnen und Künstler. Der Stellwerk Zollverein e.V. nutzte das Gebäude, um Kunstschaffende zu fördern. Zu diesem Zweck war der Verein 2004 auf Initiative von Unternehmerinnen und Unternehmern des Triple Z gegründet worden.

Im Rahmen von insgesamt vier Stipendien, konnten Kunstschaffende im Stellwerk leben, an ihren Projekten arbeiten und dabei intensive Unterstützung durch den Verein erfahren. Finanziert wurden Arbeitsmaterialien und Lebensunterhalt durch Spenden und Mitgliedsbeiträge.

2009: Inken Fries und Dirk Otto (damals Vorstandsmitglieder des Stellwerk Zollverein e.V.) starten den Wettbewerb “Stellwerk macht Schule” (Foto: Triple Z-Archiv).

Bei der ersten Ausschreibung im Jahr 2004 unter dem Motto „Neuland betreten“ bewarben sich über 120 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Die einstimmige Wahl der Jury fiel auf eine Fotografin aus Kolumbien. Im Oktober desselben Jahres trat sie ihr viermonatiges Stipendium im renovierten Stellwerk an: Im hellen Dachgeschoss war ein Atelier eingerichtet worden, die übrigen Räume mit Küche und Bad dienten als Wohnraum.

Ein Jahr später bezog ein japanischer Foto- und Installationskünstler das Stellwerk, 2006 eine Künstlerin aus Polen. Das vierte Stipendium wurde unter dem Motto „Stellwerk macht Schule“ vergeben. Im Rahmen eines Wettbewerbs konnten sich Schülerinnen und Schüler aus dem Ruhrgebiet bewerben. Die 16 bis 19-jährigen Gewinner durften neun Monate das Stellwerk als Atelier nutzen und ihre Arbeiten in der Lohnhalle des Triple Z präsentieren.

Sanierung nach Jahrzehnten Leerstand (1969-2003)

Bevor das Gebäude dem Stellwerk Zollverein e.V. überlassen und als Kunstatelier genutzt werden konnte, musste Anfang der 2000er Jahre umfangreich saniert werden. Denn das Gebäude, das seit der Stilllegung der Zeche jahrzehntelang leer gestanden hatte, glich einer Ruine. Während die Fenster im Erdgeschoss zugemauert waren, waren die Fenster im Ober- und Dachgeschoss eingeworfen.

2000: Verfall und Vandalismus hatten nach vielen Jahren des Leerstands Spuren hinterlassen (Foto: Triple Z-Archiv).

1998: Das Stellwerk im Dornröschen-Schlaf (Foto: Triple Z-Archiv).

1998: Das Stellwerk vor der Sanierung (Foto: Triple Z-Archiv).

Perfekter Blick auf die Zechenbahn (1961-1968)

Erbaut wurde das Bahnwärterhäuschen in den 1960er Jahren, um den Schienenverkehr zu regeln. Denn wo sich heute ein Radweg befindet, fuhr seit 1922 die Zechenbahn entlang, die die Schachtanlage 4/5/11 mit den anderen Zollverein-Standorten verband.

1922: Foto zum Neubau der Verbindungsbahn zwischen den Zollverein-Standorten (Quelle: Zeche Zollverein e.V.).

Pläne für das Stellwerk-Gebäude (Quelle: Triple Z-Archiv).

Aus den Plänen von 1961 geht hervor, dass im Erdgeschoss des Stellwerks ein Raum für den Rangiermeister vorgesehen war. Im 1. Obergeschoss befand sich damals (wie heute) ein kleines Bad, während sich im 2. Obergeschoss der eigentliche Kontroll-Raum befand, dessen Panoramafenster einen perfekten Blick auf die Schienen ermöglichten.