#Startuptips Folge 5: Die (Corona-)Krise bestehen
Sauregurkenzeit oder schlechte Zahlungsmoral der Kunden – vorübergehende Krisen kalkulieren die meisten Unternehmen ein. Corona stand jedoch auf keinem Plan. Eine Naturgewalt mit verheerenden Auswirkungen auf unterschiedlichste Branchen und Lebensbereiche, die unter anderem den Veranstaltungssektor zum Erliegen brachte. Die Branche geriet in eine dramatische Krise – die auch Mitte 2021 noch nicht überwunden ist.
Die Pandemie traf auch die Event-Agentur HERBERT & ERICH. Mitte 2019 im Triple Z gegründet, bieten die beiden Geschäftsführer Marco Skrubej und Ricardo Betting die Konzeption, Organisation und Umsetzung von Live-Kommunikation. Eigentlich. „Anfang 2020 war unser Jahr mit Events durch getaktet“, erzählt Ricardo Betting. „Dann folgte eine Absage der nächsten. Etwa 80 % unserer geplanten Umsätze hatten sich mit dem Lockdown erledigt.“ Da die Agentur erst 2019 gegründet worden war, fiel HERBERT & ERICH bei den meisten Corona-Hilfen durch das Raster. Auch Kurzarbeit kam für die beiden Geschäftsführer nicht in Frage. Doch die Event-Agentur besteht auch ohne Events…
(Corona-)Krise bestehen – Fragen an HERBERT & ERICH:
Als feststand, vorerst ist alles abgesagt: Wie seid ihr damit umgegangen?
Ricardo Betting: „Uns war klar: Im Elfenbeinturm einschließen und auf das Pandemie-Ende warten, wird nicht funktionieren. Wir mussten aktiv werden und sind, unter anderem, bei unseren bisherigen Kunden in die Akquise gegangen. Wenn schon kein Event, dann vielleicht andere Formate! Wir haben dann eigeninitiativ Konzepte erarbeitet und vorgestellt. Das brachte uns wieder Aufträge und wir konnten die Umsatzeinbußen wenigstens abfedern.“
Welche Projekte habt ihr als Alternative zum Event-Geschäft umgesetzt?
Marco Skrubej: „Anstelle einer geplanten Messe durften wir unseren Kunden strategisch beraten. Gemeinsam mit Partner-Agenturen konnten wir den öffentlichen Auftritt des Unternehmens neu definieren. Als weiteres Beispiel haben wir eine Vertriebskampagne für einen der größten Klimaanlagenhersteller Deutschlands konzipiert. Dazu gehörten auch strategische Workshops, Broschüren, Imagefilm und Websites. Wie schon vor der Pandemie galt dabei: Was wir nicht allein umsetzen können, bieten wir gemeinsam mit unserem Netzwerk unterschiedlicher Fachleute an. Das geht nur mit viel Vertrauen beim Kunden, was wir zum Glücken haben.“
Digitale Formate habt ihr schon vor Corona angeboten. Was lief da im Lockdown?
Ricardo Betting: „Im ersten Lockdown wenig, da die Unternehmen sich auch erstmal orientieren mussten. Anfang 2021 haben wir dann eine große Führungskräftetagung hybrid konzipiert und umgesetzt – also vor Ort und online. Für die Teilnehmenden vor dem Bildschirm gab es eine digitale Plattform mit verschiedenen Bereichen, z.B. ein Auditorium mit Vorträgen. Auch hier haben wir wieder im Netzwerk gearbeitet.
Im Bereich der Online-Events sind wir auch neue Wege gegangen. Richtig super lief zum Beispiel eine „Online-Winetasting“-Reihe, welche wir für einen Kunden mit einem Sommelier konzipiert haben. Die Reihe wird zum Ende des Jahres fortgesetzt.“
Was hat euch in der Krisensituation geholfen?
Marco Skrubej: „Es hat sich in der Pandemie bewahrheitet, was wir eigentlich schon vorher wussten: Ein gutes Netzwerk, um sich breiter aufstellen zu können und auch wechselseitig zu profitieren, ist das A und O. Mit unseren direkten Nachbarn im Triple Z, den Designern von „Die Verwandlung“, haben wir mehrere Projekte umgesetzt. Ansonsten half uns unsere Flexibilität: Durch die Pandemie haben wir uns darauf zurückbesinnt, was wir außer Events noch alles können.“
Könnt ihr der Pandemie auch was Gutes abgewinnen?
Marco Skrubej: „Unser Geschäftsmodell ist jetzt auf jeden Fall auf Herz und Nieren geprüft – es funktioniert zur Not auch in der Krise. Es war gut, einen Puffer für Krisenzeiten eingeplant zu haben; auch wenn natürlich niemand mit solch einer weitreichenden Krise gerechnet hat.
Durch die Pandemie haben wir uns breiter aufgestellt und weitere Erfahrungen gesammelt, von denen wir auch nach Corona profitieren. Trotzdem freuen wir uns, auch wieder Veranstaltungen vor Ort organisieren zu dürfen. Die Menschen sehnen sich nach zwischenmenschlichen Begegnungen – und das ist für eine Event-Agentur in jedem Fall von Vorteil.“