Heute und früher: Der Blick hinter den Backstein von Gebäude 2
Wo früher gebadet und geduscht wurde, wird nun konferiert und getagt: In der ehemaligen Waschkaue, die heute mit der Lampenstube zu Gebäude 2 des Triple Z gehört, befindet sich ein 150 m² großer Konferenzraum. Regelmäßig finden hier Veranstaltungen mit bis zu 130 Personen statt. Gebucht wird der Raum durch Firmen und Institutionen aus dem Ruhrgebiet und darüber hinaus, die für ihre Tagung nach Essen-Katernberg ins Triple Z kommen.
Außer dem Konferenzraum „Waschkaue“ befinden sich in Gebäude 2 vor allem Büros und Produktionsräume – in denen sich aktuell über 30 Unternehmen angesiedelt haben. Neben Fachleuten für Sicherheitstechnik, Medienproduktion, Unternehmensberatung und IT, sind verschiedene Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe zu finden. Das wahrscheinlich ungewöhnlichste Unternehmen hat in der Lampenstube seinen Sitz: Dr. Manuela Vanheiden, Heilpraktikerin für Psychotherapie, führt hier ihr Hypnosezimmer und behandelt mit ihrer ursachenorientierten Hypnose nahezu alle psychischen Erkrankungen, wie Phobien, Zwänge, Essstörungen oder Depressionen.
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10 Meter hohe Herausforderung (1996-1999)
Damit dort heute so viele Unternehmen ihre Geschäftsideen vorantreiben können, wurde die Bausubstand in den Jahren 1998/1999 grundlegend verändert. Im Gegensatz zu Gebäude 1, wo der Grundriss nahezu unverändert blieb, war die 10 Meter hohe Waschkauenhalle eine Herausforderung. Nach Gründung der Triple Z AG 1996 gehörte Gebäude 2 daher erst zum zweiten Bauabschnitt. Die Waschkaue bekam eine Zwischendecke, um die Fläche zu optimieren.
Leichter war der Umbau im Keller- und Erdgeschoss. Die zum Teil ebenerdig oder über eine Rampe zugänglichen Bereiche konnten gut für Produktions- oder Lagerzwecke nutzbar gemacht werden. Die Sanierung hatte ein Finanzvolumen von damals 8,5 Mio. DM (ca. 4,3 Mio. Euro) und vergrößerte das junge Triple Z um circa 5.000 m² Mietfläche. Die erste Unternehmerin zog 1999 in Gebäude 2 ein.
Bildergalerie (zum Vergrößern anklicken): Gebäude 2 vor und während der Sanierung.
Werkbänke in der Waschkaue (1968-1994)
Vor dem umfangreichen Umbau stand das Gebäude rund 4 Jahre leer – seitdem die zentrale Ausbildungsstätte der Ruhrkohle AG, die Vornutzerin des Gebäudes war, geschlossen wurde. Der Grund: Trotz aller Bemühungen waren die Azubizahlen stetig gesunken, denn auch die Belegschaft von Zollverein wurde kontinuierlich heruntergefahren.
Entstanden war die Lehrwerkstatt 1968/1969, um eine qualifiziertere Ausbildung in den Bergbauberufen zu ermöglichen. Nach einem ersten Umbau des Zechengebäudes standen in der Waschkaue bereits im ersten Jahr Werkbänke für 142 Jugendliche bereit. Ausgebildet wurden Industriemechaniker, Energieanlagen-Elektroniker, Elektroinstallateure, Bergmechaniker sowie Berg- und Maschinenleute – später gab es auch Erwachsenenfortbildung im Bereich Autogen- und Elektroschweißen.
Von der Lampenstube zum Schacht (1922-1967)
Die Bergleute, die in der zentralen Ausbildungsstätte ausgebildet wurden, kamen nie auf Zollverein 4/5/11 zum Einsatz. Die Schachtanlage war bereit 1967 stillgelegt worden, da sie unrentabel war: Wegen der steilen Lagerung der Kohle konnten keine schweren Maschinen genutzt werden.
In den 1920er Jahren, als das heutige Gebäudes 2 erbaut wurde, wurde hingegen noch in das Katernberger Bergwerk investiert. Unter der Regie der Phönix AG, wurde die inzwischen rund 30 Jahre alte Zeche für rund 1,3 Millionen Mark vergrößert und modernisiert. Dazu gehörte 1922 die Abteufung eines neuen Schachtes mit Doppelförderung (Schacht 11), durch den ab 1928 die maximale Fördermenge pro Tag auf 4.000 Tonnen verwertbare Kohle gesteigert werden konnte. Außerdem wurde neben einem neuen Hauptgebäude mit Lohnhalle (heute Gebäude 1) auch in ein Gebäude mit Magazin, Waschkaue und Lampenstube investiert – das heutige Gebäude 2.
Das neue Gebäude der Zeche wurde zusammen mit dem Hauptgebäude gebaut und diesem direkt angegliedert. Im Erdgeschoss der Waschkaue hatte der Kauenwärter, der für Ordnung und Sauberkeit sorgte, einen Raum mit Blick in die Kaue. Gleich daneben war der Brausenraum. Jugendliche duschten nicht gemeinsam mit den älteren Bergleuten, sondern hatten in Nebenräumen der Kaue einen eigenen Brausen- bzw. Umkleideraum. Vom Erdgeschoss aus konnte die Alltags- bzw. Arbeitskleidung der Bergleute in Metallkörben mit Ketten unter die Kauendecke gezogen werden.
In der Lampenstube befand sich im Erdgeschoss das Magazin mit Ersatzteilen für den Über- und Untertagebau, über die der Magazinverwalter wachte. Im Obergeschoss war die eigentliche Lampenstube. Hier wurden die Grubenlampen ausgegeben und nach der Schicht aufbewahrt. Der Lampenmeister, der hier auch einen Reparaturraum hatte, war für die Wartung zuständig.
Wer sich vor Schichtbeginn seine Lampe geholt hatte, gelangte vom Obergeschoss der Lampenstube aus zum Schacht. Die Mannschaftsbrücke, die auf direktem Weg dorthin führte, war an das Gebäude angeschlossen.