Heute und früher: Der Blick hinter den Backstein von Gebäude 8
Auch in Gebäude 8 des Triple Z ist ein Mix verschiedener Branchen und Unternehmen zu finden: Fachleute für Medientechnik, Elektroinstallation oder Immobilienmanagement sitzen Tür an Tür mit Handwerksbetrieben und einem Food-Fotografen, der sich hier ein Studio eingerichtet hat. Im Jahr 2023 kam der Kinderbuchverlag dattelbeere dazu. Gründerin Vanessa Tanriverdi vertreibt neben Kinderbüchern zum Islam auch Papeterie, Dekoration und Bastelmaterial für muslimische Feste. Ihren Büro- und Multifunktionsraum in Gebäude 8 nutzt sie für Produktdesign und Versandabwicklung.
Zeitreise zurück
Auf Leerstand folgt Sanierung (1994-2000)
Die verschiedenen Mieteinheiten, vor allem großzügige Büroflächen und Multifunktionsräume, vermietet das Triple Z seit 2000 an Unternehmerinnen und Unternehmer. In diesem Jahr war die Sanierung des Gebäudes abgeschlossen. Im dritten Bauabschnitt seit der Gründung der Triple Z AG waren außerdem die heutigen Gebäude 6, 7 und 9 saniert worden. Mit der Fertigstellung dieses Bauabschnitts vergrößerte sich das Gründungs- und Unternehmenszentrum auf acht Gebäude.
Der Umbau war 1999 gestartet, nachdem Gebäude 8 etwa fünf Jahre leer gestanden hatte. Besondere Herausforderung beim Umbau des ehemaligen Fördermaschinenhauses: Das Gebäude hat zur Straßenseite keine Fenster, sodass dieser Gebäudeteil nicht für Büros in Frage kam. Daher wurden dort vor allem Sanitäranlagen und Lagerräume eingeplant, während auf der Südseite Mieteinheiten mit Tageslicht entstehen konnten.
„Halle 5“ der Ausbildungswerkstatt (1968-1994)
Bis 1994 wurde das heutige Gebäude 8 von der Ruhrkohle AG genutzt, die am Standort der Zeche Zollverein, Schacht 4/5/11, eine zentrale Ausbildungswerkstatt für Bergbauberufe betrieb. Da die Azubizahlen trotz aller Bemühungen immer weiter sanken, wurde die Schließung des Ausbildungszentrums beschlossen. Bis zum Einzug der Triple Z AG im Jahr 1996, waren die nun leerstehenden Zechengebäude Verfall und Vandalismus ausgesetzt.
In Spitzenzeiten hatten in der Ausbildungsstätte bis zu 1.100 Lehrlinge gleichzeitig verschiedene Bergbauberufe erlernt. 1968 eröffnet, standen den Azubis modernste Werkstätten zur Verfügung. Eine Werkstatt befand sich in Gebäude 8, das als „Halle 5“ genutzt wurde.
Fördermaschinenhaus in moderner Bauweise (1925-1967)
Ursprünglich hieß der Backsteinbau weder „Gebäude 8“ noch „Halle 5“. Bis zur Stilllegung der Schachtanlage 4/5/11 im Jahr 1967, war es das „Fördermaschinenhaus von Schacht 11“. Allerdings wurde schon seit 1932 in Essen-Katernberg keine Kohle mehr zutage gefördert. Als Reaktion auf die Wirtschaftskrise war die Kohleförderung auf Zollverein 4/5/11 eingestellt worden. Die abgebaute Kohle wurde stattdessen unterirdisch zur Förderung am neuen, modernen Schacht 12 transportiert.
Dass die Kohleförderung bereits 1932 eingestellt werden würde, hatte rund zehn Jahre zuvor offenbar niemand geahnt: Erst in den 1920er Jahren war das Katernberger Bergwerk umfangreich modernisiert worden. Unter der Regie der Phönix AG war die Zeche für 1,3 Millionen Mark vergrößert worden. Dazu gehörte der Bau eines neuen Hauptgebäudes mit Lohnhalle, einer neuen Waschkaue und Lampenstube sowie eines neuen Schachts mit Doppelförderung (Schacht 11) – samt dazugehörigem Fördermaschinenhaus (das heutige Gebäude 8). Nach drei Jahren Bauzeit war das neue Fördermaschinenhaus im Jahr 1928 fertig.
Fritz Schupp und Martin Kremmer, die heute als die bedeutendsten Architekten von Bergwerksanlagen des 20. Jahrhunderts in Deutschland gelten, hatten das backsteinerne Gebäude auf neuartige Weise entworfen. Im Gegensatz zu dem über 30 Jahre älteren Fördermaschinenhaus von Schacht 4 gleich daneben, bekam das neue Maschinenhaus eine kubische Form, ein flaches Dach und eckige Fenster. Die Gebäudeseite gegenüber dem Fördergerüst wurde als Hauptgestaltungsmotiv mit vier schräg nach oben ragenden Wandvorsprüngen versehen, zwischen denen die Förderseile zum Fördergerüst geführt wurden.