#Startuptips Folge 6: Finanzen realistisch planen & Startphase solide gestalten
Was brauche ich für meinen Kühlschrank? Eine der ersten Fragen, die sich Menschen auf dem Weg in die Selbstständigkeit stellen sollten, meint Kirsten Pieper, Diplom Kauffrau und Business Coach. In Ihrer Zeit als Projektmanagerin im Camp.Essen und im Digitalen Pott hat sie Gründende begleitet – während sie heute vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen berät. „Ob vor der Selbstständigkeit oder nach der Gründung: Eine fundierte Planung – und dazu gehören auch die Finanzen – erhöht die Erfolgsaussichten“, sagt Kirsten Pieper, die auf 20 Jahre Fach- und Führungserfahrung in der Beratung zurückgreifen kann.
Finanzen realistisch planen – Fragen an Kirsten Pieper:
Wie gehe ich vor, um meine Selbstständigkeit auf solide Beine zu stellen?
Kirsten Pieper: „Das fängt bei realistischen Vorstellungen an. Bevor ich gründe, sollte mir bewusst sein, dass ich mit einer gewissen Unsicherheit leben und auch mit langen Arbeitstagen zu Recht kommen muss. Bin ich bereit, öfters mal ein Wochenende zu opfern, für Büroarbeit oder um Rechnungen zu schreiben? Ist die Vorstellung okay, auch im Urlaub die Mails zu checken? Wem bewusst ist, dass Selbstständigkeit nicht nur Möglichkeiten eröffnet, sondern auch mit neuen Anforderungen einhergeht, wird von schwierigen Phasen nicht überrascht.“
Wichtig ist vor allem auch die Finanzplanung…
Kirsten Pieper: „Da muss zuerst alles einmal nüchtern durchgerechnet werden: Wieviel Geld brauche ich, um (gut) zu leben? Welche Kosten habe ich privat und geschäftlich? Was muss ich noch draufrechnen für Versicherungen und Steuern? Ganz vereinfacht gesagt, verschaffe ich mir einen Überblick über meine Kosten, die die Selbstständigkeit decken sollte. Im nächsten Schritt kalkuliere ich meinen Stundensatz.“
Was muss ich bei der Berechnung des Stundensatzes bedenken?
Kirsten Pieper: „Zeit ist Geld! Nicht in allen 52 Wochen des Jahres kann ich auch Umsatz machen. Für das Business bleiben nach Urlaub und Feiertagen noch 46 Wochen. Hier sind dann noch „Bürozeiten“ und – WICHTIG – Zeit für die Akquise zu berücksichtigen. In der dann verbleibenden Zeit können die Kundenaufträge bedient werden. Am Ende bleiben im 52-Wochen-Durchschnitt womöglich nur etwa gut drei Tage pro Woche, um das zu verdienen, was ich an Kosten errechnet habe. Dementsprechend muss ich meine (Mindest-) Preise ansetzen. Wobei man sich natürlich ebenfalls daran orientieren sollte, was in der jeweiligen Branche üblich ist.“
Wenn ich bereits selbstständig bin: Wie behalte ich meine Finanzen im Blick?
Kirsten Pieper: „Auch hier hilft es, wenn im Voraus geplant wurde, z.B. wann Umsätze kommen müssen bzw. wie lange der eigene finanzielle Puffer reicht. Um das im Blick zu behalten, ist es hilfreich, sich monatliche Ziele zu setzen und zu kontrollieren. Sollte sich abzeichnen, dass der Plan nicht aufgeht, empfehle ich das „Business Model Canvas“. Mit der Methode kann man sich einen Überblick über die wichtigsten Schlüsselfaktoren eines Geschäftsmodells verschaffen. Zeichnet sich ab, dass der Erfolg ausbleiben wird: Lieber die Reißleine ziehen und mögliche Schulden begrenzen!“
Was kann ich tun, um den Erfolg meines Geschäftsmodells zu prüfen?
Kirsten Pieper: „Regelmäßiges Feedback bringt wichtige Impulse für die Weiterentwicklung. Vor und nach der Gründung ist der regelmäßige Austausch mit anderen jungen Unternehmen wichtig. Für Freunde und Bekannte, die eher keine negative Rückmeldung geben, empfehle ich die „Sandwich-Methode“. Hier wird zunächst gefragt, was als gut empfunden wird, um anschließend nach etwas verbesserungswürdigem zu fragen. Um einen guten Abschluss zu finden, geht es in der letzten Frage wieder um etwas Positives, zum Beispiel: „Was sollte auf jeden Fall beibehalten werden?“ Das ermöglicht ein konstruktives Feedback, dass Gründende und junge Unternehmen weiterbringt.“
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